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Nähen nach rekonstruierten Schnitten



2014

Eigentlich sollte man meinen das dies kein Thema ist, das es zu erörtern gäbe! Jahreszahl.....Fund.....Schnittmuster....Fertig!
Wenn es mal so einfach wäre!

Das erste Problem ist schon mal die Fundlage, wenn man sich entschieden hat welche Jahreszahl und Region man in seiner Darstellung wählt. Während sich andere Epochen schon auf Gemälde und schriftliche Belege beziehen können sind die frühmittelalterlichen Darsteller (Wikinger) auf stilistische Abbildungen von Runensteinen, Bronzefiguren o.ä. und Darstellungen auf Teppichen (Teppich von Bayeux/Osebergteppich) angewiesen.
Texilfunde sind zwar vorhanden aber die meisten Stücke natürlich nicht mehr vollständing und von "Fetzen" abgeleitet hat jeder Archäologe eine andere Vorstellung einer Rekonstrukion der Wikingertracht!
Wobei es vereinzelt auch gut erhaltene Textilfunde gibt, z.B die Thorsberghose und Funde aus Gotland! Eine Herausforderung der sich ein jeder stellt der eine gute Darstellung machen möchte!

Das alle Kleidungstücke handgenäht sein sollten, ist ebenso ein wichtiges Kriterium, wie die Wahl des Stoffes! Wobei es mit erheblichen "Mehrkosten" verbunden ist einen hangewebten, pflanzengefärbten Stoff zu verwenden!

Zudem kommt noch das Leinen ein teurer Stoff war, da er aus Flachs gewonnen wird und dies bedeutet, das auch Abbaufläche für solchen vorhanden sein muss. Diese Anbaufläche stand natürlich in Konkurrenz mit dem Getreide und der damit verbundenen Nahrungsversorgung.
Dann die Wahl der Farbe, die in Museen gezeigten Gewänder zeigen oft die fürstliche Tracht, die zusätzlich viel Schmuck und verarbeitete Seide beinhaltet. Leuchtendes Rot und Blau sind hier gern gezeigte Farben. Für den "Mittelstand" vielleicht noch denkbar, für die ärmere Bevölkerung eher nicht. Dann muss man im Hinterkopf behalten das Leinen schwerer zu färben war als Wolle! Die Liste der Einschränkungen kann unendlich sein!

Außerdem werden (auch in Museen!) Rekonstruktionen der Tracht (Überkleid/Trägerrock) "falsch" dargestellt. Die Unterschiede und Abweichungen der Interpretationen sind oft enorm! Inga Hägg stelle eine Rekonstruktion in Frage die sich auf einen Trägerrock bezieht! Zum Bericht
"Klick!"

Sie beschreibt die Kleider als "rundum geschlossen", nicht als Schürze und stellt klar das Überkleider vorne nicht "offen" waren!
2014

Rechts: Beschreibung Textilfund aus Haithabu, Überkleid
Beim Versuch ein Kleid (Bild oben) nachzuschneidern habe ich folgende Hinweise beachtet. Das Stück Textil des Haithabukleides is nämlich recht klein:

"Aus Haithabu kommt ein 30 x 23cm großes, leicht keilförmig geschnittenes Stück von Körperseite und Rücken eines Trägerrocks mit vertikalen Abnähern und Spuren von Nähten an den Längsseiten, was auf einen rundum geschlossenen Gewandtyp deutet.
Dieser Fund sowie die feinstratigrafische Lage der Gewebereste in einer Reihe anderer skandinavischen Funde zeigen außerdem,
dass das vorne mit den Schalenfibeln festgehaltene Teil tatsächlich die Vorderseite des Trägerrockes war und keine Schürze, wie in den meisten Rekonstruktionen dargestellt."
(Inga Hägg)

Natürlich mag es dem ein oder anderen egal sein wie weit sein Schnitt an eine Fundlage herranreicht (bei dem Kleid für unsere Tochter bin ich nicht ganz so pingelig) aber ich persönlich finde es interessant mich an solche Rekonstruktionen heran zu wagen!

2014

Kinderkleid mit plissiertem Stoffteil auf der Brust. Infos und Link zum Plissieren unter Wissenswertes/Gewandung/Überkleid.
Bei einer genähnten Tunika für Dennis habe ich mich auf folgenden Link bezogen, der sich auf Abbildungen des Teppichs von Bayeux bezieht
"Klick hier!" Vorbereitet mit jeder Menge Stecknadeln (haben die Wikinger Stecknadeln verwendet?) wurde auch dieses Stück handgenäht und zählt mittlerweile zu Dennis` Lieblingsstücken!

2014

So und wer es ganz genau haben möche verwendet auch einen Stich so wie sie aus den Textilfunden aus Haithabu bekannt sind.

Dies wären z.B.

Überwendlichstich

Heftstich

Steppstich

Rückstich

Hexenstich

und Schlingenstich


Vobei ich den Rückstich sehr gern nähe, der aber wohl kaum verwendet wurde, außerdem lassen sich so gut wie alle Nähte mit dem Überwendlichstich wunderbar und fest vernähen.
Und wenn man sich nach allen "Sicherheitsvorkehrungen" entschieden hat wie und welche Tunika man näht, kann man loslegen. Ich nähe gerne mal ein Kleid/Tunika auf einem Markt fertig aber in die "Massenproduktion" für Interessierte werde ich wohl nie gehen....jeder der selber von Hand näht weiß was ich meine!




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