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Nun zu unserer Hochzeit:
Ein Freund von uns, der eine Sachsendarstellung macht und sich mit dem heidnischen Glauben befasst, hat ein solches Ritual ausgearbeitet und für uns das Ritual durchgeführt.
1. Haga und Wiha
Die Feier, an der auch nicht-heidnische Verwandte und Freunde teilnahmen, fand in einen Raum statt, der zuvor mit Salz, Wasser und Räucherwerk gereinigt wurde.
Unser Ritualführer hatte im Langhaus in Haithabu bereits alle Vorkehrungen getroffen, im Haus brannte Räucherwerk und als wir das Haus betraten zog er den Salzkreis und sprach die Worte:
"Ich reinige dich mit dem Salz der Erde.
Ich reinige dich mit dem heiligen Wasser des Lebens.
Ich reinige dich mit heiligen Kraft des Feuers.
Ich reinige dich mit dem heiligen Rauch, der die Luft erfüllt und die Götter erfreuen soll.
Ich rufe dich, Wächter des Westens, Kraft des Wassers! Wir laden dich ein zu diesem Fest. Den Kelch der Behutsamkeit und Hingabe."
Unsere kleine Tochter zog zusätzlich, zum Kreis aus Salz, einen Blumenkreis um die Ritualstätte.
Alle Gäste der Hochzeit betraten nach uns das Langhaus und nahmen zunächst außerhalb des gezogenen, gereinigten Schutzkreises platz.
Das Haus und unseren Ritualtisch schmückten Löwenzahnblüten, Efeu und Birkenzweige. Auf dem Tisch befanden sich Brot, Salz, Räucherwerk, ein Schwert, ein Trinkhorn, Met und ein Hammer.
2. Heilazzen
Unser Blòtmann rief die Götter an:
"Heil den Asen und den Asinnen! Und allen hoch heiligen Göttern!"
3. Reda
Unser Blòtmann unterwies nun alle Gäste in den Ablauf des Rituals und erklärte das die Ehe nicht von den Göttern geschlossen wird sondern von den Eheleuten selber, die einvernehmlich in diese Ehe gehen wollen.
Dabei wies er das Brautpaar auf die ehelichen Pflichten hin (z.B. ob der zukünftige Gatte auch seine Frau und die Familie versorgen kann oder die Frau auch im Stande ist häusliche Tätigkeiten auszuführen.
Ebenfalls zu finden unter vorhergehenden Klick: "Liebe, Werbung und Ehe im Skandinavien der Wikinger" von Gunnora Hallakarva )
Unser Blòtmann schloss seine Mahnungen mit den Worten ab:
Wenn jemand unter den Anwesenden wichtige Gründe vorzubringen hat, warum Jessica und Dennis einander das Eheversprechen nicht abgeben sollten, so möge er vortreten oder ansonsten schweigen.
4. Spill und Gibet
Der Ritualführer spricht:
Heil dir Var* wissende Asin! (*Var ist eine der Dienerinnern von Frigg)
Hüterin der Verträge und Treuversprechen! Die Eide wahrst du und weihst die Ehe!
Mit freundlichem Sinn sieh auf uns, höre den Eid der Eheleute und gib ihnen starken Beistand!
5. Der beste Mann
Natürlich waren unsere Trauzeugen bereits ausgewählt und Manuel, der zum engsten Freundkreis gehört wurde in das Ritual eingebunden. Unser zweiter Trauzeuge Daniel war einer der Unterschrift gebenden für das standesamtliche Prozedere.
Nun trat der von uns zuvor ausgewählte ,,beste Mann" (Trauzeuge) vor und wurde vom Blòtmann aufgefordert:
,,Nun möge der beste Mann vortreten und erklären ob dieser Mann und diese Frau würdig sind einander das Eheversprechen zu geben."
Mit den Worten ,,Ja, sie sind es!" betrat er mit Schwert und Ringen den Kreis.
Der Trauzeuge hielt dem Bräutigam der Schwert mit der Griffseite hin und legte seinen Eheschwur ab:
,,Vor allen Göttinnen und Göttern, meinen Verwandten und Ahnen und allen die hier versammelt sind, nehme ich dich zu meiner Frau meiner einzigen Geliebten und Gefährtin meines Lebens.
Ich will dir treu sein und beistehen, dich lieben und ehren, so lange unser Bund besteht und ein Schicksal soll uns treffen.
Das schwöre ich bei meinem Glück und meiner Ehre und gebe dir als Zeichen diesen Ring dafür."
Der Bräutigam erhält vom Trauzeugen den Ring und steckt ihn der Braut an.
Während dieser ersten (eigentlich von uns auswendig gelernten) Worten, rangen wir beide bereits mit unseren Tränen und ein kleiner Notfall-Notizzettel half uns den Spruch aufzusagen.
Außerdem waren meine beiden Brautbegleiterinnen ständig damit beschäftigt mir/uns Taschentücher zu reichen! Danke an Xenia und Bianca!
Es folgte der Schwur der Braut:
,,Vor allen Göttinnen und Göttern, meinen Verwandten und Ahnen und allen die hier versammelt sind, nehme ich dich zu meinem Mann meinem einzigen Geliebten und Gefährten meines Lebens.
Ich will dir treu sein und beistehen, dich lieben und ehren, so lange unser Bund besteht und ein Schicksal soll uns treffen.
Das schwöre ich beim einem Glück und meiner Ehre und gebe dir als Zeichen diesen Ring dafür."
Die Braut erhielt den Ring vom Trauzeugen und steckte ihn dem Bräutigam an.
6. Weihe des Ehepaars
Blòtmann: ,,In Freiheit habt ihr euch gefunden, in Freiheit habt ihr euch gebunden.
Möget ihr frei und mit gleichem Rechten zusammen leben und euren Kindern
ein Leben in Freiheit und Würde schenken. Thor weihe dieses Ehepaar!"
Der Gode zeichnete über das Paar mit dem Ritualhammer das Hammerzeichen.
7. Hochzeitshorn und andere Bräuche
Der Gode reichte dem Bräutigam das Horn mit Met und sprach:
,,Mögest du in jeder Frau, und besonders in Deiner, das Antlitz der Erdmutter Jörd* erkennen. (*Mutter von Thor)
Mögest du sie ehren, die dich gebar und dir das Leben schenkte, die dir Mutter ist und Gemahlin.
Der Bräutigam trinkt einen Schluck und sagt: "So sei es!"
Der Gode reicht nun der Braut das Trinkhorn und spricht:
,,Mögest du in jeden Mann, und besonders in Deinem, das Antlitz des Himmelsvaters Odin erkennen. Mögest du ihn ehren, der dich zeugte und dir das Leben schenkte, der dir Vater ist und Gemahl."
Die Braut trankt einen Schluck und sagte: ,,So sei es!"
Genau hier ,,mussten" wir das Ritual für die amtliche Bestätigung unterbrechen und der Standesbeamte/Bürgermeister von Busdorf übernahm für ca. 30 min die Hochzeit.
Interessant war es, zu erfahren, das weder Ringe, noch Kuss, noch Unterschrift die Ehe vollziehen, sondern allein die Aussagen: Ja ich will! ausschlaggebend sind und die Ehe damit rechtsgültig ist!
Nachdem die Unterschriften der Trauzeugen und unser JA-WORT gegeben war fuhr der Gode fort.
Blòtmann:
,,Nun spürt ihr keinen Regen mehr. Denn einer wird der Schutz des anderen sein.
Nun spürt ihr keine Kälte mehr, denn einer wird dem anderen Wärme sein.
Nun spürt ihr keine Einsamkeit mehr, denn einer wird dem anderen Gefährte sein.
Ihr seid zwei Wesen, doch ein einziges Leben liegt vor euch.
Mögen eure Tage auf der Erde gut und lang sein!"
Nun war es so, das wir diesen nun folgenden Kranz, selber machen mussten. Eine gemeinsame Aufgabe die wir am Tag vor der Trauung in den Wäldern um Haithabu meisterten.
Die Zeit die wir dafür hatten tat gut, etwas Abstand gewinnen, die Ruhe zu genießen, sich zu unterhalten und sich über die Brombeerzweige zu ärgern die unsere Beine blutig kratzen! Unser Kranz bestand aus Weide, Efeu, Glockenblumen und Haselnusszweigen.
Der Gode und der/die Trauzeuge/n hielten den aus Laub und Kräutern geflochtenen Kranz hoch, durch den wir uns hindurch küssten!
Danach wurden zwei Stühle/eine Bank in den Kreis gestellt. Die Braut setzte sich, der Bräutigam legte ihr den Ritualhammer in den Schoß und setzte sich neben sie.
Der Blòtmann übergabt den Eheleuten Brot und Salz, sowie andere symbolische Gaben.
Nun wurden mit einen verzierten, bestickten Stoffband die beiden Schwurhände zusammengebunden. Das Schwurband das nun verwendet wurde haben wir ebenfalls selber gefertigt.
Ein langes Leineband das mit unseren Runen bestickt war (jeweils der Anfangsbuchstabe/Rune unserer Namen). Der Ritualführer schwang im Bogen über uns beide von links nach rechts das Schwert um Altes und Hinderndes zu lösen.
Dabei spracht er einen Zauberspruch:
,,Disen sitzen hier und Disen sitzen dort,
fest soll euer Band sein,
und eure Fesseln fort!"
8. Spill und Gibet
Der Blòtmann spricht:
,,Heil dir Odin! Heil dir Thor und heil dir Frey!
Ihr Götter der Weisheit, des Schutzes und der Fruchtbarkeit!
Lasst Dennis einen guten Ratgeber und Beschützer seiner Familie, liebender Gatte und treu sorgender Vater sein!
Heil dir Frigg! Heil dir Freya und heil dir Sif!
Ihr Göttinnen der Ehe, Liebe und Familie!
Lasst Jessica eine gute Hausherrin und Mutter, liebevolle Gattin und starke Hüterin ihrer Familie sein!
Heil euch Ahnen von Jessica und Dennis!
Möget ihr stolz sein und euch eurer Nachkommen erfreuen!
Gebt ihnen Schutz und Segen!"
Die Braut spricht:
,,Heil euch, ihr Mütter der Erde und all ihrer Wesen!
Habt Dank, das ihr unser Schicksal so glücklich gelenkt habt!
Wacht weiterhin über unsere Kinder und Enkel und alle die nach uns kommen!"
Der Bräutigam spricht:
,,Heil den Gottheiten unseres Landes!
Frey der Herr des Waldes und der Natur!
Den Göttern des Wassers und der Berge. Wacht weiter über uns und seine Bewohner, damit unsere Kinder und Enkel und alle die nach uns kommen in Freiheit, Frieden und Glück und im Einklang mit allen Wesen dieser Erde leben können!"
Jedes mal wenn auch wir etwas sagen mussten rang ich mit den Tränen und bekam kaum ein Wort ohne Schlurzen über die Lippen. Arm in Arm versuchten Dennis und ich Fassung zu bewaren.
10. Sumbel
Der Blòtmann erklärte nun den ,,nicht-heidnischen" Teilnehmern den Ablauf eines Sumbel, weihte das Horn mit Hammerzeichen und begann mit seinen Segenswünschen.
Nach ihm tranken der/die Trauzeuge/n, die Verwandten und alle übrigen Anwesenden. Zum Schluss nahm das Brautpaar das Trinkhorn und dankte für die Segenswünsche.
11. Dank
Der Ritualfürer spricht:
,,Heil Tag, heil Tags Söhnen!
Heil Nacht und Schwestern der Nacht!
Mit milden Augen schaut auf uns und gebt den sitzenden Sieg!
Heil Asen! Heil Asinnen!
Hei Vanen! Heil Vaninnen!
Heil fruchtschwere Flur!
Rat und Rede gebt uns allen und heilende Hände alle Zeit!
Die rat ich, vernimm die Lehre, wohl dir wenn du sie merkst:
Wo Ale getrunken wird, rufe die Erdkraft an:
Erde trinkt und wird nicht trunken,
Feuer hebt Krankheit,
Eiche Verhärtung,
Ähre Vergiftung.
Mond mindert Tobsucht,
Hausgeist häuslicher Hader,
Hundebiss heilt Hundshaar,
Rune Beredung:
Die Erde nehme Nass auf!"
Der Gode opfert den verbliebenen Schluck Met im Horn der Erde!
12.Uzlaz
Der Gode beendete das Ritual mit den Worten:
,,Des hohen Lied gesungen zu des hohen Halle:
Viel nütz den Menschensöhnen,
unnütz den Riesensöhnen:
Wohl ihm der sie kennt, wohl ihm der es kann, lange lebt der es erlernt.
Heil allen die es hören!"
Damit wird der Kreis wieder geöffnet und die Hochzeitszeremonie beendet.
Wir und alle Gäste hatten nun ausreichend Zeit für ,,neuzeitliche" Fotos und um die Anlange im Museum zu genießen.
Im Anschluss feierten wir in der ,,Wikingerschänke" in Busdorf bei hervorragendem Essen, Lagerfeuer und Musik!
Symbolisch wurden mir nach der Trauung die Schlüssel übergeben und bei Ankunft in der Schänke wurde ich über Schwert und Türschwelle geführt!
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